›› Web, Technologie, Forschung und Entwicklung ‹‹


Neandertaler hatten als Erste spezialisierte Knochenwerkzeuge

Neandertaler
Neandertaler waren geschickter als vermutet

Unabhängig vom "modernen" Menschen stellten die Neandertaler mutmaßlich als Erste in Europa spezialisierte Knochenwerkzeuge her.
Ein weiteres Indiz für den Informations- bzw. Kulturfluss vom Neandertaler zum Homo sapiens?

Anzeige

Vor etwa 40.000 Jahren verdrängte der moderne Mensch als Neuankömmling den Neandertaler in Europa. Zu etwa dieser Zeit zeigen sich auch Parallelen zwischen den beiden Menschengruppen. So benutzen beide z.B. spezialisierte Knochenwerkzeuge und kleinere Schneidewerkzeuge.

Bisher war es unklar und heiß diskutiert ob diese Parallelen eine Folge eines Kontakts zwischen Neandertaler und H. sapiens sind, oder ob die Neandertaler diese Kenntnisse bereits vor dem Eintreffen des modernen Menschen hatten.

Ein Forscherteam um Marie Soressi von der Universität Leiden in den Niederlanden hat jetzt eine Art Knochenwerkzeug beschrieben, die bereits vor der Verdrängung der Neandertaler mit diesem assoziiert werden können [1].
Dabei handelt es sich um ein Instrument, Lissoir, dass auch heute noch in ähnlicher Form bei der Lederbearbeitung zum Einsatz kommt.

Bisher war dieses Werkzeug lediglich im Zusammenhang mit modernen Menschen bekannt.
Die Tatsache, dass auch der Neandertaler bereits ein solches Werkzeug, welches damit das Erste seiner Art in Europa ist, besaß belegt, Knochenwerkzeug-Kenntnisse der Neandertaler ohne Zutun von modernen Menschen. Es sei denn letztere hatte bereits früher als vermutet Kontakt zu den Neandertalern und beeinflusste diese bereits zu einem früheren Zeitpunkt.

Sollte dem jedoch nicht so sein, wären die Lissoirs ein möglicher Hinweis für eine kulturelle Diffusion vom Neandertaler in Richtung Homo sapiens.
Damit hätten sich die Neandertaler nicht nur zu einem Teil in unserem Genom verewigt, sondern auch kulturelle und Verhaltensmerkmale an uns weitergegeben.

 

[1] Soressi et al., www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1302730110